Sonntag, 14. Oktober 2012

Ausbau des Elberadwegs stockt - meint Tobias Winzer von der SZ

Wie abzusehen fehlt für einen weiteren Ausbau des Elberadweges das Geld - das heißt, es fehlt nicht, die politische Mehrheit setzt erwartungsgemäß andere Prioritäten. SZ nennt 5 Probleme, für die das Geld fehlt. Vernünftig betrachtet, gibt es aber nur ein wirklich dringendes Problem: der Körnerweg. Und hier stellen sich weder Fraktionen noch Anwohner noch Bürgerinitiativen quer sondern nur eine Behörde, vermutlich nur eine einzige Person in einer Behörde. SZ schreibt:
Radfahren auf breiten und asphaltierten Wegen links und rechts der Elbe – das wird für die rund 350.000 Radfahrer, die jährlich den Elberadweg in Dresden benutzen, wohl noch lange ein Traum bleiben. Die Stadt hat jetzt ihre konkreten Pläne für den Ausbau der insgesamt 57 Kilometer langen Route vorgelegt. Im kommenden Jahr will sie für rund 600.000 Euro die Lücke zwischen Niederwartha und der Stadtgrenze schließen, einen neuen Weg unter dem Blauen Wunder auf der Loschwitzer Seite bauen und den strapazierten Asphaltbelag zwischen Carola- und Augustusbrücke austauschen. Das Fazit lautet aber: Der Ausbau des Elberadwegs stockt, und viele der bestehenden Lücken werden wohl noch Jahre offen bleiben. Die Sächsische Zeitung benennt die Probleme und Ursachen.
Problem 1: Offene Grundstücksfragen in Übigau
Das geplante Stück entlang der Elbe in Übigau droht, an offenen Grundstücksfragen und hohen Kosten zu scheitern. Die Stadt müsste einen Teil des ehemaligen Industriegeländes am Schloss Übigau kaufen. Der Eigentümer sei dazu zwar bereit, sagte der Leiter des Straßenbauamtes Reinhard Koettnitz. Allerdings müsste die Stadt dann im Gegenzug die Erschließung einiger Grundstücke dahinter übernehmen. Das ist ihr aber zu teuer. Sie prüft deshalb, den Elberadweg – vorbei am alten Industriegelände – über die Werftstraße und Tauberthstraße zu führen. Die Planungen dafür dauern aber noch Jahre. Deshalb verzögert sich auch der weitere Lückenschluss bis nach Altkaditz – zumal dort noch Deicharbeiten anstehen, die erst abgewartet werden sollen.
 
Sorry, aber Problem 1 ist doch nicht wirklich Problem Nummer 1 - verglichen mit anderen - nebensächlich. Das Geld und den Aufwand kann man sparen.
Problem 2: Radroute am Ostragehege zu teuer Weniger Sorgen bereitet der Stadt der fehlende Abschnitt rund um das Ostragehege. Denn weiter südlich gibt es bereits eine Alternativroute. Weil sie zu weit vom Elberadweg entfernt ist, ist sie aber nicht offizieller Teil des Elberadweges. Der Neubau entlang des Flusses würde 750.000 Euro kosten. Geld, das die Stadt zurzeit nicht hat. Das Stück liegt in der Priorität weit hinten. Die Vorplanung hat noch nicht begonnen. Auch Problem 2 ist nicht wirklich Problem Nummer 2. Das kann man streichen und auf bessere Zeiten hoffen.
Problem 3: Ausbau der Johannstädter Strecke ungewiss Der Elberadweg zwischen Albertbrücke und Blauem Wunder ist Unfallschwerpunkt. Eine zweite Asphaltbahn soll Fußgängern und Radfahrern mehr Platz bringen. Doch die Planungen dafür ziehen sich immer länger hin, weil die Stadt noch weitere Untersuchungen zu geschützten Pflanzen und Tieren vorlegen muss. Eigentlich sollten die 560.000 Euro teuren Bauarbeiten in diesem Jahr beginnen. Jetzt nennt die Stadt offiziell keinen Fertigstellungstermin mehr.

Das wohl dringendste Problem dürfte der Körnerweg sein. Problem 3 könnte man wesentlich schon dadurch entschärfen, dass man endlich mal die lächerlichen 650 m Körnerweg in den Griff kriegt. Denn der ist eigentlich noch nie zumutbar gewesen. Hier entscheidet sich der Radfahrer, über das Blaue Wunder die Elbseite zu wechseln und bringt damit zusätzlichen Verkehr auf ohnehin gefährliche Abschnitte. Die wenigsten werden den Weg über die Schillerstraße wählen, aber auch da ist man mitten im Verkehr:
Problem 4: Körnerweg bleibt für Jahre Holperpiste Das grobe Kopfsteinpflaster am Körnerweg wurde vor Kurzem von Unbekannten notdürftig ausgebessert. Eine grundhafte Sanierung der Holperpiste scheint in weiter Ferne zu sein. Die Stadt hat mittlerweile immerhin Varianten untersucht, wie das gehen könnte. Bei einem relativ günstigen Asphaltbelag stellt sich jedoch das Denkmalamt quer. Die Stadt will deshalb neue Pflastersteine verlegen, die den historischen Steinen nachempfunden sind, sich aber trotzdem besser für einen Radweg eignen. Der Haken: Der 650Meter lange Abschnitt würde eine Million Euro kosten. „Das Geld werden wir in den nächsten vier oder fünf Jahren nicht zur Verfügung haben“, sagt Koettnitz. 
Das Pflaster auf diesem Abschnitt, noch dazu mit abschüssiger Strecke ist gefährlich und totaler Schwachsinn. Das Denkmalamt mag überall mitreden, aber hier sollte es mal die Klappe halten. Durch ihr Mauern wird alles unnötig verkompliziert. Vor allem hält es viele, die hier entlang ihren Arbeitsweg hätten, vom Radfahren ab. Lieber wird weiter die Umwelt verpestet - was ja auch den Dresdner Denkmalen schadet. Total kurzsichtig!
Problem 5: Keine Lösung für Stück von Loschwitz bis Pillnitz Zwischen Loschwitz und Pillnitz fehlt ein fünf Kilometer langes Stück des Elberadwegs. Radfahrer müssen auf die enge und viel befahrene Pillnitzer Landstraße ausweichen. Die Planungen für den Lückenschluss stehen erst am Anfang. Der Grund: Der Stadtrat hat sich im Frühjahr für einen fünf Meter breiten Weg ausgesprochen. Die fast fertigen Pläne für eine drei Meter breite Variante müssen deswegen komplett überarbeitet werden. Das dauert noch mindestens ein Jahr. Und auch danach ist ein schneller Baustart unwahrscheinlich. Um den Weg zu bauen, muss die Stadt Grundstücke von Privateigentümern kaufen. 60 Prozent haben Verkaufsbereitschaft signalisiert. Die restlichen 40 Prozent müssten in einem langwierigen Verfahren enteignet werden. Ähnlich kompliziert ist die Situation auch beim fehlenden Abschnitt zwischen Pillnitz und Söbrigen. 
Nach dem Körnerweg kommt erst mal lange nichts. Wenn es außer dem Körnerweg noch ein Problem am Elberadweg gibt, ist es dieses, aber mit großem Abstand.

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung, Samstag, 13. Oktober 2012, von Tobias Winzer
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3179822

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1 Kommentar:

  1. Im Kulturrathaus in Dresden fand am 11.10.2012 eine Bürgerversammlung statt, in der man sich über den Ausbau des Elberadwegs informieren konnte. Hier einige Anmerkungen zu den einzelnen Problemzonen:

    http://frankinformiert.wordpress.com/2012/10/14/wie-geht-es-weiter-mit-dem-dresdner-elberadweg/

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