Mittwoch, 11. Januar 2012

Gramanns Initiative für eine bessere Beschilderung des Elberadweges- ein Fazit

Vor eineinhalb Jahren hat der ehrenamtliche Kreiswegewart Hans-Jochen Gramann im Landkreis Meißen und darüber hinaus für Furore gesorgt, indem er den Zustand des Elberadwegs und der Beschilderung unter die Lupe genommen hat. Die Frage geht an euch Nutzer: was ist seit dem erreicht worden? Gab es nur Erklärungen oder hat sich wirklich was getan? Lob und Kritik sind hier willkommen - und werden auch weitergeleitet, versprochen!
Hier ein Rückblick auf Gramans Initiative im August 2010 und die damaligen Reaktionen:

Freitag, 6. August 2010 (Sächsische Zeitung): "Schilderchaos auf dem Elberadweg"von Peter Anderson:
Meißens Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann läutet schrill die Fahrradglocke. In einer detaillierten Analyse hat er jetzt erhebliche Mängel am Elberadweg im Kreis Meißen aufgedeckt.

Gramanns Haupt-Kritikpunkt: Lediglich 28 Prozent der Schilder zwischen Landeshauptstadt und Landesgrenze informieren die Radler umfassend. Der Rest führt eher in die Irre, als für Orientierung zu sorgen. Oft sind die Schilder zu klein. Es fehlen Kilometerangaben für Fern- und Zwischenziele. Mitunter sind die nächstgelegenen Ziele zwar angegeben. Das übergeordnete Ziel fehlt jedoch. Ganz zu schweigen von der unendlichen Vielfalt an Schriftarten und Größen bei den Wegweisern.

„Den Arbeitspendlern fällt das in ihrer Routine nicht auf. Für die Fernradwanderer sind aber gut sichtbare, gleichmäßige und detaillierte Schilder entscheidend“, sagt Gramann. Beständig müssten die Radtouristen im Elbland absteigen, um die Wegweiser zu enträtseln oder die Karte zu befragen. Eine durchgängige Fahrt sei über längere Strecken kaum möglich. Das dürfte dem guten Ruf des Radwegs erheblich schaden, der größtenteils auf Mundpropaganda beruht.

Als Ursache des Mangels vermutet Gramann Betriebsblindheit. Absprachen zwischen den Gemeinden gebe es nicht. Offenbar ruhten sich die Verantwortlichen darauf aus, dass der Elberadweg alljährlich zum beliebtesten Fernradwanderweg Deutschlands gewählt wird.

Diese Lorbeeren könnten schnell welken. Sowohl der linkselbische Raum zwischen Klipphausen und Lommatzsch als auch die Dörfer und Städte im sogenannten Elbe-Röder-Dreieck wollen sich vom Millionen Euro schweren Radler-Kuchen gern ein Stück abschneiden. „Dort werden die Schilder aber zentral bestellt, und alles ist genauestens geregelt“, sagt Gramann. Der Elberadweg droht hinter die hohen Standards in den Nachbarregionen zurückzufallen.

Mangelnde Absprachen

Dazu beitragen dürfte auch die fehlende Koordinierung über Kreis- und Stadtgrenzen. „Es soll zwar beim Tourismusverband Sächsische Schweiz eine Verantwortliche für den sächsischen Elberadweg geben“, sagt Gramann. Sie habe aber noch nie zu ihm Kontakt gesucht.

Als weiterer Mangel kristallisiert sich aus Gramanns Elberadweg-Analyse der hohe Anteil an Pflasterstrecken heraus. Es sei weit übertrieben, von einem durchgehenden Asphaltband zu sprechen. Rund 140 Unterbrechungen der Schwarzdecke hat er auf dem Elberadweg links und rechts des Flusses im Kreis Meißen gezählt. Das sind insgesamt 11,6 Kilometer, also zehn Prozent der Gesamtstrecke.

Linkselbisch wurde der Radweg in 2010 bis Riesa fertiggestellt. Mängel gibt es trotzdem. Jochen Gramann wird nicht müde, darauf hinzuweisen.

Peter Anderson kommentiert (Anderson.Peter@dd-v.de):
In enzyklopädischer Form hat Meißens Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann jetzt Stärken und Schwächen des Elberadweges analysiert. Er hat eine Kilometrierung eingeführt, sämtliche Schilder und Pflasterstrecken fotografiert und warnt vor Gefahrenstellen. Gramanns Analyse geht über die reine Kritik hinaus. Er schlägt Verbesserungsmöglichkeiten vor und zeigt Wege aus dem Dilemma auf.

Zum Aufreger wird die Geschichte, weil Gramann mit seiner Analyse Neuland betritt. Auf Sachsens Elberadweg werden die Schilder nicht einheitlich gestaltet, die Unfälle nicht erfasst und ausgewertet. Es gibt kein übergreifendes Qualitätsmanagement. Im 20. Jahr der Einheit stellt sich die Region ein Armutszeugnis aus. So werden die Pfunde verschenkt, mit denen wir eigentlich wuchern sollten.

Was der Elberadweg braucht, ist einen tatkräftigen Koordinator, der seine Entwicklung vorantreibt. Familien mit Kindern würden sich über Hinweise auf Spielplätze an der Strecke freuen. Es fehlen Angaben zu Werkstätten an der Piste. Hier wartet viel Arbeit und vor allem viel Potenzial. 55 Euro geben die Elberadweg-Fahrer bereits jetzt täglich in der Region aus. Es liegt an uns, dass es mehr oder weniger wird.

Reaktion der Tourismusverbände: Montag, 9. August 2010 (Sächsische Zeitung): "Touristiker wollen Elberad- weg verbessern"
Landkreis. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz und Osterzgebirge hat sich der Elberadweg-Initiative des Meißner Kreisradwegewarts Hans-Jochen Gramann angeschlossen. Dieser hatte nach den schlechten Ergebnissen einer Analyse des Radweges im Meißner Bereich verschiedenste Verbesserungen eingefordert. So müssten die Schilder vereinheitlicht, Gefahrenstellen übergreifend gekennzeichnet und überflüssige Pflasterstrecken beseitigt werden. Kritik gab es allgemein auch an einer fehlenden Unfallstatistik für den Radweg.

„Wir als Tourismusverband Sächsische Schweiz fordern schon lange, dass es für die touristischen Wegenetze, insbesondere die Wander- und Radwege ein übergeordnetes Management und eine regelmäßige Qualitätskontrolle gibt“, so Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, in einer ersten Reaktion auf Gramanns Vorstoß.

In seinem Landkreis habe er das Thema schon oft angesprochen, allerdings ohne Erfolg. Die Radwegwarte entlang der Elbe leisteten eine sehr gute Arbeit, so Richter. Immer wieder würden sie Schwachstellen aufdecken und an Landratsamt und Kommunen melden. Diese seien letztlich für die Ausschilderung verantwortlich und müssten aktiv werden. Die Aufgabe des Tourismusverbandes sei es dagegen, den Elberadweg zu vermarkten und das Netzwerk der Tourismus-anbieter zwischen der tschechischen Grenze und Dessau zu managen. In diesem Rahmen betreue der Tourismusverband auch die Internetseite des Radweges und erstelle das Handbuch. (SZ/pa)
Freitag, 27. August 2010 (Sächsische Zeitung): Schilderchaos auf Radweg soll verschwinden von Peter Anderson
Coswig stellt Geld für neue einheitliche Schilder bereit. Dresden würde gern von den Meißner Erfahrungen profitieren.
Coswig hat als erste Stadt im Elbland auf Kritik von Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann an der teils chaotischen Ausschilderung auf dem Elberadweg reagiert. Der zur Sommerszeit übliche Kassensturz sei genutzt worden, um freie Gelder für neue Schilder und Reparatur-Arbeiten zu reservieren. Das sagte jetzt der Coswiger Tourismus-Verantwortliche Toralf Schmollny.

Dieses Problem erkenne die Stadt als das dringlichste unter den von Gramann angesprochenen Kritikpunkten an. Für die Fernradwanderer spielten Stadtgrenzen keine Rolle. Sie müssten sich in Sachsen auf eine einheitliche Beschilderung verlassen können. Wenig Chancen räumt Schmollny dagegen dem Vorstoß ein, schrittweise die im Landkreis Meißen insgesamt 11,6 Kilometer langen Holper- und Pflasterstrecken auf dem Elberadweg zu beseitigen. „Wir haben in Coswig Schulen, wo in einigen Zimmern der Putz von den Wänden bröckelt“, sagt Schmollny. Diese Missstände abzuschaffen, sei derzeit wichtiger, als den Elberadweg zu einer Rennstrecke für Fahrradfahrer auszubauen. An besonders gefährlichen Punkten wie dem Pflasterstück an der Kötitzer Fähre sollte die Stadt allerdings mittelfristig aktiv werden.

Mit großer Deutlichkeit sprach sich Schmollny dafür aus, den Radweg regelmäßig auf Schwachstellen zu untersuchen. Hier habe Kreisradwegewart Gramann Pionierarbeit geleistet. Seine kritische Analyse dürfe nun nicht in der Schublade verschwinden. In Meißen würden sowohl Bauamtsleiter Dirk Herr als auch Ordnungsamtschef Roland Dittmann gern mit der Meißner Elberadweg-Analyse arbeiten. Bisher liege ihnen diese jedoch nicht vor, hieß es gestern aus dem Rathaus. Akuter Handlungsbedarf wird in beiden Ämtern derzeit nicht gesehen. Die Ausschilderung in Meißen orientiere sich an den sächsischen Vorgaben. Für die Pflasterstrecken im Stadtgebiet gebe es triftige Gründe.

Noch mit dem Sichten der Studie beschäftigt sind aktuell verschiedene Ämter im Radebeuler Rathaus. Eine fundierte Reaktion sei deshalb erst in einigen Wochen zu erwarten, sagte gestern Stadtsprecherin Ute Leder.

Das Interesse an der kritischen Radweganalyse aus Meißen geht unterdessen über den Kreis hinaus. In Dresden möchte die Radverkehrsbeauftragte Nora Ludwig gern von den Meißner Erfahrungen profitieren. Gegenüber der SZ sprach sich die Rathausmitarbeiterin dafür aus, den Austausch zwischen den Anliegergemeinden am Radweg zu verstärken.

Diskutiert wird in den mit dem Elberadweg befassten Verwaltungen und Verbänden zudem über ein jüngst immer wieder gefordertes zentrales Qualitätsmanagement für den Elberadweg.

SZ-Informationen zufolge würden die Tourismus-Verantwortlichen im Elbland eine solche Koordinierungsstelle durchaus begrüßen. Sie hätten auch kein Problem damit, diese Stelle beim Tourismusverband Sächsische Schweiz anzusiedeln. Dieser kümmert sich bereits jetzt um die gemeinsame Vermarktung des sächsischen Elberadweges.
Dienstag, 31. August 2010 (Sächsische Zeitung): Schilderchaos auf Radweg verschwindet
von Antje Becker und Peter Anderson:

Bereits im nächsten Jahr soll der Elberadweg zwischen Diesbar-Seußlitz und Zeithain eine einheitliche Beschilderung nach den Vorschlägen von Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann erhalten. Zur Umsetzung des touristischen Radwegekonzeptes für das Elbe-Röder-Dreieck werde ab September eine befristete Personalstelle geschaffen und Fördermittel für die Beschilderung sowie die Anlage von Rastplätzen beantragt, heißt es vom Regionalmanagement. Grundlage dafür sei die Arbeit Gramanns. Der hatte gegenüber SZ die teils chaotische Ausschilderung auf der Strecke kritisiert.

Das nimmt auch die Stadt Coswig ernst. Der Kassensturz sei genutzt worden, um freie Gelder für neue Schilder und Reparatur-Arbeiten zu reservieren, sagte der Tourismus-Verantwortliche Toralf Schmollny. Für die Fernradwanderer spielten Stadtgrenzen keine Rolle, sie müssten sich auf eine einheitliche Beschilderung verlassen können.

Andere Kommunen wie auch Riesa sind dagegen noch mit der Auswertung der Analyse des Kreisradwegewartes beschäftigt. Neue Schilder wird es im Bereich der Elbestadt aber vorerst nicht geben. In Riesa war bereits umfassend beschildert, bevor 2005 die Radverkehrskonzeption des Freistaats mit den neuen Standards kam, so Stadtsprecher Uwe Päsler: „Deshalb nun alle Schilder auszuwechseln, ist schon aus finanziellen Gründen momentan kaum realisierbar.“ Wichtigstes Kriterium sei schließlich die Verständlichkeit und nicht gestalterische Fragen.

Dresden will von Meißen lernen

Wenig Chancen räumen die Kommunen zudem dem Vorstoß Gramanns ein, die im Landkreis insgesamt 11,6 Kilometer langen Holper- und Pflasterstrecken auf dem Elberadweg zu beseitigen. Zum einen habe man derzeit andere Prioritäten wie den Schulbau, heißt es zum Beispiel aus Coswig. Zum anderen ist eine Asphaltierung an manchen Stellen schlicht unmöglich.

Pflasterbereiche gibt es zum Beispiel dort, wo Einmündungen sind oder landwirtschaftliche Fahrzeuge den Elberadweg mitnutzen, sagte Riesa-Sprecher Päsler. Dort würde das Pflaster auch beibehalten.

In Nünchritz werde man künftig verschlissene Abschnitte zwar asphaltieren wollen, so Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). Pflasterstellen werden aber auch hier bleiben – zum Beispiel am alten Bomätscherweg. Dies liege zum einen am Widerstand des Grundeigentümers, biete zum anderen aber auch Touristen die Chance, die historische Grundlage dieses Weges real erlebbar zu machen, so Barthold. Auch an den zwei Treppen, die die Radfahrer in Merschwitz überwinden müssen, werde sich aufgrund von Denkmal- und Hochwasserschutz kurzfristig nichts ändern.
Eines der beliebten Fernziele der Elberadweg-Touristen: die Dresdner Frauenkirche
Das Interesse an der kritischen Radweganalyse aus Meißen geht unterdessen über den Kreis hinaus. In Dresden möchte die Radverkehrsbeauftragte Nora Ludwig von den Meißner Erfahrungen profitieren. Diskutiert wird in den mit dem Elberadweg befassten Verwaltungen und Verbänden zudem über ein jüngst immer wieder gefordertes zentrales Qualitätsmanagement für den Elberadweg.

SZ-Informationen zufolge würden die Tourismus-Verantwortlichen im Elbland eine solche Koordinierungsstelle durchaus begrüßen. Diese Stelle könnte beim Tourismusverband Sächsische Schweiz angesiedelt werden. Dieser kümmert sich bereits um die gemeinsame Vermarktung des sächsischen Elberadweges.