Dienstag, 30. Oktober 2012

Körnerweg: Kurzsichtige Denkmalschutz-Argumente

Bereits seit dem Jahr 2000(!) blockiert die Bürgerinitiative Körnerweg eine vernünftige Radweg-Lösung auf eben jenem Körnerweg. Die Argumente sind für sich genommen einleuchtend, im Zusammenhang betrachtet schaden sie aber sowohl der Natur als auch dem Denkmalschutz.
Ich habe mir erlaubt, hier die Quelle ausschnittweise zu zitieren und dagegen zu argumentieren.
Die Denkmalwürdigkeit des Körnerweges besteht in seiner historisch gewachsenen Ausformung und wird nicht zuletzt durch die besondere Eigenart des sächsischen Sandsteins bestimmt, der sich in den großformatigen Quadern der Böschungen, des Wegbelages, der Stützmauern, der Weinbergsmauern und in der Architektur der Gebäude wiederfindet. Zum Denkmalwert dieser Kulturlandschaft gehört eben dieses überlieferte homogene Erscheinungsbild einschließlich seiner Nutzungs- und Alterungsspuren.
Für sich betrachtet ist die Argumentation durchaus überzeugend. Der Fokus ist aber nur auf das einzelne denkmalwürdige Objekt gerichtet, nicht aber auf die Schutzwürdigkeit des Elbtales, des natürlichen und kulturellen Erbes insgesamt ausgerichtet.
Betrachtet man nämlich den Körnerweg als potentiellen Radweg in seinem Gesamtzusammenhang, nämlich in seiner außerordentlichen Bedeutung für den Radverkehr insgesamt, so muss man zu anderen Schlüssen kommen.
Die Dresdner Elbtalweitung hat im Bereich Könerplatz eine geologische Engstelle, die durch den westlichsten Ausläufer des Lausitzer Granitmassivs gebildet wird. Dies hat zur Folge, dass rechtselbisch auf Flussniveau nur ein sehr schmaler Durchlass ist. Autos können die Höhenunterschiede problemlos überwinden. Für Radfahrer stellten diese aber eine Barriere dar, sofern sie nicht den Körnerweg nutzen können.
Die Alternative ist der Umweg über die (enge und steile) Schillerstraße oder über das Blaue Wunder und zurück über die Albertbrücke oder künftig über die Waldschlösschenbrücke. Ohne Körnerweg entsteht mehr (unnötiger) Radverkehr auf dem Blauen Wunder und in der Folge im Bereich Schillerplatz / Goethestraße und gleichzeitig verhindert man so mehr Radverkehr insgesamt, weil ganze Stadtteile von einer bequemen Rad-Verbindung von und nach der Innenstadt abgeschnitten werden.
Das Fahrrad im Allgemeinen ist gut für die Gesundheit (entlastet Krankenkassen, Krankenhäuser, Ärzte...) und die Umwelt (beste Energiebilanz aller Verkehrsmittel) und es ist das Verkehrsmittel, das am wenigsten verbraucht von knappen und teuren Ressourcen wie
  • Brennstoffe 
  • Parkplätze
  • Verkehrsraum
Gegen all das steht die engstirnige, auf die Lokalität Körnerweg fokusierte Sichtweise der Bürgerinitiative!


Denkmalschutz kontra Denkmalschutz

Mehr Radverkehr bedeutet weniger Autoverkehr. Weniger Autoverkehr bedeutet weniger Abgase. Weniger Abgase bedeuten mehr Schutz für unsere Baudenkmale. "Dem Erhalt schützenswerter Bausubstanz kommt immer mehr Bedeutung zu. Durch umweltschädigende Abgase und durch chemische Prozesse in den Baustoffen werden Bauwerke und Fassaden geschädigt. Prächtige Bauten, die Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende überdauert haben und Eindrücke über Fertigkeiten, Leben und Tüchtigkeit der Erbauer erkennen lassen, werden innerhalb weniger Jahre zerstört." schreibt der Fachverband Fassadensanierung. Mehr Bürger vom Auto aufs Rad zu bringen ist also geradezu eine Mission zugunsten des Denkmalschutzes. Gerade der Sandstein leidet besonders stark unter der Abgasbelastung in der Stadt. Ein behutsamer Eingriff am Körnerweg ist also zum Vorteil des Denkmalschutzes als Ganzes.
Zum Denkmalwert dieser Kulturlandschaft gehört eben dieses überlieferte homogene Erscheinungsbild einschließlich seiner Nutzungs- und Alterungsspuren. Weil der Denkmalwert an die Erhaltung des Originalzustandes zwingend gebunden ist, sind lediglich sehr behutsame Eingriffe statthaft.
... heißt es bei der BI weiter. Ein "homogenes Erscheinungsbild" einschließlich "Nutzungs- und Alterungsspuren" ist eine Platitüde. Durch Abnutzung von Straßen (Schlaglöcher, Pfützen, verrutschte Steine) geht das ursprünglich homogene Erscheinungsbild verloren und wird inhomogen.
Der zweite Satz ist schon der Widerspruch zum ersten, denn es geht um die Erhaltung des Originalzustandes, nicht um die Subvention von Alterung und Abnutzung.
Dennoch wird niemand ernsthaft widersprechen, wenn gefordert wird, dass Eingriffe so behutsam wie möglich sein sollten.
Die geplante Asphaltierung zerstört den Denkmalwert des Körnerweges, und zwar unwiederbringlich.Hinzu kommt, dass die technische Ausführung der alten Pflasterung den jährlichen Überschwemmungen der Elbe standgehalten und sich über Jahrhunderte bewährt hat. Dieser Aspekt ist von wesentlicher Bedeutung, da sich nahezu der gesamte Körnerweg im Überschwemmungsgebiet der Elbe befindet (siehe Verordnung der Landeshauptstadt Dresden zur Festsetzung des Überschwemmungsgebietes der Elbe in Dresden vom 11. Mai 2000).
Das Jahrhunderthochwasser hat diese Argumentation inzwischen entkräftet. Im Gegenteil. Die asphaltierten Wege sind besser durch das Hochwasser gekommen als alle anderen Bauarten.
Die Ufermauern, der Weg und die Stützmauern bilden eine statisch funktionierende und kraftschlüssige Einheit. Die Zerstörung eines Teils, hier der Wegpflasterung, wird einen katastrophalen Einfluss auf die anderen Teile haben.Im Gegensatz zu einer Asphaltierung kann der gepflasterte Sandsteinweg auch Querkräfte von Mauer und Ufer aufnehmen und ist erheblich flexibler in Bezug auf Frostphasen nach Überschwemmungsperioden. (Ähnliche Fehler machte man in Teilbereichen des Rheins, in deren Folge betonierte und asphaltierte Wege schon durch wenige Hochwasser an den Rändern unterspült und rasch zerstört wurden.)Da die flache und schmale Gründung aller Stützmauern die in diesem Umfang geplanten Baumaßnahmen nicht zulassen, ist zu befürchten, dass Uferstützmauern sowie Uferbefestigungen in Mitleidenschaft gezogen werden. 
Stimmt nur, wenn man die Befestigung beseitigt. Durch fachgerechte Überbauung entstehen die beschriebenen Schäden nicht.
Weiterhin ist zu bemerken, dass es bisher ein konfliktfreies Nebeneinander von Wanderern, Radfahrern, spielenden Kindern, Anwohnern, Reitern und Pferdefuhrwerken gibt. Selbstredend ordnen sich die Anlieger mit ihren Autos diesem funktionstüchtigen Gefüge unter und fahren Schrittgeschwindigkeit. Gegenseitige Rücksichtnahme funktioniert zum gegenseitigen Vorteil. Hier wird eine Lebens- und Wohnqualität, wie sie heute bei Stadtrekonstruktionen und Neuplanungen mit hohem planerischen und finanziellen Aufwand angestrebt, aber kaum erreicht wird, für alle Verkehrsteilnehmer gewahrt. Mit dem Ausbau des historischen Weges primär für Radfahrer ginge das bisherige Gleichgewicht verloren.

Gegensatz von Radfahrern und Fußgängern? Zwischen Anwohnern und Nichtanwohnern!

Es wird ganz sicher hier kein reiner Radweg möglich sein und auch nirgendwo gefordert. Der "Ausbau primär für Radfahrer" meint wohl die Beseitigung der Mängel an der Befahrbarkeit. Der weg ist aber auch nicht "begehbar" und für Fußgänger, insbesondere ältere Menschen, schlicht eine Zumutung. Wenn die Fußgänger die Wahl zwischen Asphalt und Kopfsteinpflaster haben, nutzen sie den Asphalt, wie am Körnerweg weiter unten selbst zu sehen ist - siehe dazu Frank Nagel - Ausbauvarianten Körnerweg - Abbildungen unter Punkt 6. Der Gegensatz ist nicht Radfahrer - Fußgänger sondern Nichtanwohner - Anwohner. Ja. Letztere verlieren vielleicht etwas an Wohnqualität, wenn mehr Leben auf dem Körnerweg ist. Wenn das Interesse am Denkmalschutz bei den Anwohnern aber nicht nur vorgeschützt sondern ehrlich ist, werden sie im Interesse der ganzen Stadt den Nachteil in Kauf nehmen.
Anzumerken seien zusätzlich die im Wegbereich befindlichen Grundstückseingänge, die mit den oben genannten Fakten ein erhebliches Gefahrenpotential für alle Verkehrsteilnehmer beinhalten. 
Der Ausbau könnte so erfolgen, dass an der Stützmauerseite ein Streifen mit Pflaster sichtbar bleibt, was auch dem Denkmal zugute käme. Dies wäre zugleich ein Schutzstreifen für sicheres Heraustreten.
Zusätzlich gilt es darauf hinzuweisen, dass moderne Räder auf Asphalt rasante Geschwindigkeiten erzielen, ebenso wie Rollerskater, welche die Asphaltierung gerne annehmen werden.
Die rammsauersche Wortwahl dahingestellt sind moderne Räder in der Tat schnell und man muss sich schon hier wie überall darauf einstellen. Auch darauf, dass es Unvernünftige und Rücksichtslose gibt. Es ist nicht ersichtlich, wodurch Körnerweg-Anwohner ein Privileg haben sollten, das sie vor den alltäglichen Erscheinungen mehr schützt als Menschen anderswo. Hier ist weder ein Kindergarten noch Schule noch ein Altenheim.
Weiterhin geben wir zu bedenken, dass auch künftig die uneingeschränkte Zufahrt und bedingte Durchfahrt für Pkw und Lkw möglich sein muss, insbesondere für Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen, Müllabfuhr, Baufahrzeuge, Taxis und nicht zuletzt durch Privaffahrzeuge der Anlieger, die zum Be- und Entladen zu ihren Grundstücken fahren und in der Nähe bzw. auf ihren Grundstücken parken. Das Recht der Anlieger würde durch die Ausweisung des Körnerweges als Radweg erheblich beeinträchtigt, Konflikte wären vorprogrammiert und mögliche juristische Komplikationen sind absehbar.
Hier wird weiter mutwillig in die Irre geführt, da es nicht um einen reinen Radweg im Sinne der StVO geht.
Der unbedingten Erhaltung dieses über die Jahrhunderte gewachsenen und für Dresden so einmaligen Bauwerkes gilt unser besonderes Interesse und unser Engagement.
Das ist schön, aber es drängt sich der Verdacht auf, dass dies nicht uneigennützig ist. Uneigennützig wäre das Interesse nur, wenn es dem Erhalt der Kulturlandschaft als Ganzes mehr diente als dem Vorteil, einen Weg für sich allein zu haben. Die Einrede eines bestehenden "konfliktfreien Nebeneinander" aller Verkehrsarten beim jetzigen Zustand wird nämlich durch zahlreiche Leserzuschriften über Jahre, Beschwerden und die unendliche Debatte gerade um diesen Abschnitt eindrucksvoll widerlegt.

Quelle (Wortlaut der Stellungnahme)

Montag, 29. Oktober 2012

Körnerweg endlich im Zusammenhang sehen!

Wie ich am Rande der vorgestern (27.10) stattgefundenen Sächsischen Radkonferenz erfahren konnte, sind vor allem einflussreiche Anwohner am Körnerweg die treibenden Kräfte, die eine vernünftige Lösung für die Gestaltung des Weges mit fragwürdigen Denkmalschutz-Argumenten verhindern. Seit Jahren besteht das Problem, dass der Weg aufgrund des Belags mit Katzenköpfen, die sehr glatt und rutschig sind und zudem große Lücken aufweisen, unzumutbar ist.

Altes Wasserwerk Saloppe
Das alte Wasserwerk Saloppe muss als Argument für den schlechten Zustand des Körnerwegs herhalten.
Foto: Steffen Müller.Wikipedia

Da seitens der Verantwortlichen offenbar wenig Übung im Denken in Zusammenhängen besteht, ist ihnen noch nicht aufgefallen, dass ein Großteil der Probleme, die man auf der linken Elbseite hat, wesentlich entschärft werden könnten, wenn man nur hier, rechts der Elbe, eine Lösung schaffen würde.
Der Radverkehr wird hier quasi auf die andere Elbsseite gezwungen, was zu der hohen Radverkehrsbelastung auf dem Blauen Wunder und in Blasewitz zumindest beiträgt. Nicht zuletzt fahren viele Radler nun über Naumannstraße - Goethestraße - Käthe-Kollwitz-Ufer und die Albertbrücke wieder zurück auf die rechte Elbseite. Die provisorische Albertbrücke ist dann schon das nächste Risiko, dem sich die Radfahrer aussetzen müssen. Hier besteht der rutschige Belag aus Holz.

Nicht zuletzt sorgen diese zwei gegeneinander wirkenden Fallen dafür, dass sich Loschwitzer dafür entscheiden doch lieber das Auto zu nehmen und tragen so weiter zur Erhöhung des Verkehrsaufkommens zwischen Körner- und Schillerplatz bei.

p.s.: In dem Zusammenhang möchte ich auf folgendes "unerhörtes" Ereignis hinweisen, über das Konrad Krause (ADFC) Dresden-Fernsehen informierte: Unbekannte sanieren Dresdner Körnerweg

weiterführende Links (Danke an den Blogger Frank Nagel für die Infos!):

Dienstag, 16. Oktober 2012

Elberadweg am Pailaisgarten wieder frei

Seit Juni 2012 war der rechtselbische Kurs wegen der Verlegung einer Fernwärmeleitung am Pailaisgarten und unter der Marienbrücke hindurch seit Juni gesperrt. Damit fehlte über die gesamte Radsaison einer der schönsten Abschnitte des Elberadwegs im Netz. Das Titelbild meines Blogs zeigt diesen Abschnitt. Wie elberadweg.de mitteilte, sollte am 14. September die Sperrung wieder aufgehoben werden, der Bau verzögerte sich jedoch um einen ganzen Monat. Jetzt, wo die Radsaison vorbei ist, kann wieder geradelt werden.
Natürlich kann man von Bauunternehmen nicht verlangen, ihre Arbeiten in den Winter zu verlegen, aber etwas mehr Rücksicht auf den Tourismus hätte sicher angestanden. Ein früherer (März bis Mai/Juni) oder eben späterer Baubeginn (August bis Oktober/November), so dass nicht die gesamte Saison verloren geht, wäre doch möglich gewesen.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Ausbau des Elberadwegs stockt - meint Tobias Winzer von der SZ

Wie abzusehen fehlt für einen weiteren Ausbau des Elberadweges das Geld - das heißt, es fehlt nicht, die politische Mehrheit setzt erwartungsgemäß andere Prioritäten. SZ nennt 5 Probleme, für die das Geld fehlt. Vernünftig betrachtet, gibt es aber nur ein wirklich dringendes Problem: der Körnerweg. Und hier stellen sich weder Fraktionen noch Anwohner noch Bürgerinitiativen quer sondern nur eine Behörde, vermutlich nur eine einzige Person in einer Behörde. SZ schreibt:
Radfahren auf breiten und asphaltierten Wegen links und rechts der Elbe – das wird für die rund 350.000 Radfahrer, die jährlich den Elberadweg in Dresden benutzen, wohl noch lange ein Traum bleiben. Die Stadt hat jetzt ihre konkreten Pläne für den Ausbau der insgesamt 57 Kilometer langen Route vorgelegt. Im kommenden Jahr will sie für rund 600.000 Euro die Lücke zwischen Niederwartha und der Stadtgrenze schließen, einen neuen Weg unter dem Blauen Wunder auf der Loschwitzer Seite bauen und den strapazierten Asphaltbelag zwischen Carola- und Augustusbrücke austauschen. Das Fazit lautet aber: Der Ausbau des Elberadwegs stockt, und viele der bestehenden Lücken werden wohl noch Jahre offen bleiben. Die Sächsische Zeitung benennt die Probleme und Ursachen.
Problem 1: Offene Grundstücksfragen in Übigau
Das geplante Stück entlang der Elbe in Übigau droht, an offenen Grundstücksfragen und hohen Kosten zu scheitern. Die Stadt müsste einen Teil des ehemaligen Industriegeländes am Schloss Übigau kaufen. Der Eigentümer sei dazu zwar bereit, sagte der Leiter des Straßenbauamtes Reinhard Koettnitz. Allerdings müsste die Stadt dann im Gegenzug die Erschließung einiger Grundstücke dahinter übernehmen. Das ist ihr aber zu teuer. Sie prüft deshalb, den Elberadweg – vorbei am alten Industriegelände – über die Werftstraße und Tauberthstraße zu führen. Die Planungen dafür dauern aber noch Jahre. Deshalb verzögert sich auch der weitere Lückenschluss bis nach Altkaditz – zumal dort noch Deicharbeiten anstehen, die erst abgewartet werden sollen.
 
Sorry, aber Problem 1 ist doch nicht wirklich Problem Nummer 1 - verglichen mit anderen - nebensächlich. Das Geld und den Aufwand kann man sparen.
Problem 2: Radroute am Ostragehege zu teuer Weniger Sorgen bereitet der Stadt der fehlende Abschnitt rund um das Ostragehege. Denn weiter südlich gibt es bereits eine Alternativroute. Weil sie zu weit vom Elberadweg entfernt ist, ist sie aber nicht offizieller Teil des Elberadweges. Der Neubau entlang des Flusses würde 750.000 Euro kosten. Geld, das die Stadt zurzeit nicht hat. Das Stück liegt in der Priorität weit hinten. Die Vorplanung hat noch nicht begonnen. Auch Problem 2 ist nicht wirklich Problem Nummer 2. Das kann man streichen und auf bessere Zeiten hoffen.
Problem 3: Ausbau der Johannstädter Strecke ungewiss Der Elberadweg zwischen Albertbrücke und Blauem Wunder ist Unfallschwerpunkt. Eine zweite Asphaltbahn soll Fußgängern und Radfahrern mehr Platz bringen. Doch die Planungen dafür ziehen sich immer länger hin, weil die Stadt noch weitere Untersuchungen zu geschützten Pflanzen und Tieren vorlegen muss. Eigentlich sollten die 560.000 Euro teuren Bauarbeiten in diesem Jahr beginnen. Jetzt nennt die Stadt offiziell keinen Fertigstellungstermin mehr.

Das wohl dringendste Problem dürfte der Körnerweg sein. Problem 3 könnte man wesentlich schon dadurch entschärfen, dass man endlich mal die lächerlichen 650 m Körnerweg in den Griff kriegt. Denn der ist eigentlich noch nie zumutbar gewesen. Hier entscheidet sich der Radfahrer, über das Blaue Wunder die Elbseite zu wechseln und bringt damit zusätzlichen Verkehr auf ohnehin gefährliche Abschnitte. Die wenigsten werden den Weg über die Schillerstraße wählen, aber auch da ist man mitten im Verkehr:
Problem 4: Körnerweg bleibt für Jahre Holperpiste Das grobe Kopfsteinpflaster am Körnerweg wurde vor Kurzem von Unbekannten notdürftig ausgebessert. Eine grundhafte Sanierung der Holperpiste scheint in weiter Ferne zu sein. Die Stadt hat mittlerweile immerhin Varianten untersucht, wie das gehen könnte. Bei einem relativ günstigen Asphaltbelag stellt sich jedoch das Denkmalamt quer. Die Stadt will deshalb neue Pflastersteine verlegen, die den historischen Steinen nachempfunden sind, sich aber trotzdem besser für einen Radweg eignen. Der Haken: Der 650Meter lange Abschnitt würde eine Million Euro kosten. „Das Geld werden wir in den nächsten vier oder fünf Jahren nicht zur Verfügung haben“, sagt Koettnitz. 
Das Pflaster auf diesem Abschnitt, noch dazu mit abschüssiger Strecke ist gefährlich und totaler Schwachsinn. Das Denkmalamt mag überall mitreden, aber hier sollte es mal die Klappe halten. Durch ihr Mauern wird alles unnötig verkompliziert. Vor allem hält es viele, die hier entlang ihren Arbeitsweg hätten, vom Radfahren ab. Lieber wird weiter die Umwelt verpestet - was ja auch den Dresdner Denkmalen schadet. Total kurzsichtig!
Problem 5: Keine Lösung für Stück von Loschwitz bis Pillnitz Zwischen Loschwitz und Pillnitz fehlt ein fünf Kilometer langes Stück des Elberadwegs. Radfahrer müssen auf die enge und viel befahrene Pillnitzer Landstraße ausweichen. Die Planungen für den Lückenschluss stehen erst am Anfang. Der Grund: Der Stadtrat hat sich im Frühjahr für einen fünf Meter breiten Weg ausgesprochen. Die fast fertigen Pläne für eine drei Meter breite Variante müssen deswegen komplett überarbeitet werden. Das dauert noch mindestens ein Jahr. Und auch danach ist ein schneller Baustart unwahrscheinlich. Um den Weg zu bauen, muss die Stadt Grundstücke von Privateigentümern kaufen. 60 Prozent haben Verkaufsbereitschaft signalisiert. Die restlichen 40 Prozent müssten in einem langwierigen Verfahren enteignet werden. Ähnlich kompliziert ist die Situation auch beim fehlenden Abschnitt zwischen Pillnitz und Söbrigen. 
Nach dem Körnerweg kommt erst mal lange nichts. Wenn es außer dem Körnerweg noch ein Problem am Elberadweg gibt, ist es dieses, aber mit großem Abstand.

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung, Samstag, 13. Oktober 2012, von Tobias Winzer
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3179822

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Mittwoch, 20. Juni 2012

Rücksichtslosigkeit auf dem Elberadweg?

Unter dem Titel "Irgendwann knallt’s" berichtet die Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Meißen, am 8. Juni über die Situation auf dem Elberadweg im Zentrum von Meißen. Ich habe selber ähnliche Beobachtungen gemacht.
"Spazierer, Skater und Radler drängeln sich auf dem 2,50 Meter breiten Elberadweg im Meißner Zentrum. Unfälle sind programmiert," zitiert SZ den Meißner Horst Lange, der hier fast täglich spazieren geht. Der Leinpfad zwischen Go-Tankstelle und Altstadtbrücke sei seine Strecke. Vor allem am frühen Vormittag und nachmittags sei das durchs Meißner Zentrum führende Stück Elberadweg stark befahren, berichtet der Rentner. Wie im Berufsverkehr auf der Straße drängelten sich hier die Berufspendler. „Irgendwann knallt’s“, prophezeit er. 

Weiter heißt es in der Sächsischen Zeitung: Einige Radfahrer würden es übertreiben und zögen in einem Affentempo ohne zu klingeln dicht an Senioren, Rollstuhlfahrern und Kindergarten-Gruppen vorbei. „Wenn ich plötzlich einen Schritt zur Seite machen, werde ich glatt umgefahren“, befürchtet der Meißner Rentner. Mehrmals schon hat er beobachtet, wie schlimme Unfälle nur um Haaresbreite vermieden wurden. Lange fordert deshalb jetzt, diese Gefahrenstelle auszuschildern oder die Geschwindigkeit für Radler zu begrenzen. Das von ihm geschilderte Problem existiert ähnlich an anderen Stellen des Radweges elbaufwärts. Unterhalb des Angers von Altkötzschenbroda verleitet die frisch asphaltierte Piste zum Rasen. Parallel dazu picknicken Familien mit Kinder auf den Tischen und Bänken in den Streuobstwiesen. Besucher des Dorfangers von Altkötzschenbroda nutzen den Elberadweg für einen Spaziergang. Entspannter ist die Situation in Coswig. Hier sind die Raser unter den Radlern aufgrund einer scharfen S-Kurve und des holprigen Pflasters gezwungen, das Tempo zu verringern. Kreisradwegewart Jochen Gramann weiß um diese Gefahrenstellen. Sie sind seine Sorgenkinder. In Meißen hat er bereits versucht, mit einem Hinweis auf die kommende S-Kurve und Garagenausfahrten die Radfahrer am Eingang zum Leinpfad zum Herunterschalten zu bringen. Wie das auch weiter elbabwärts gelingen soll, dafür sucht er derzeit nach einer Lösung. Mit 2,50 Meter ist der Radweg an dieser Stelle nicht breit genug, um jeweils eigene Spuren für Radler und Fußgänger auszuweisen. Ob Geschwindigkeitsgrenzen für Radler helfen können, darüber ist Gramann unsicher. Das habe er noch nirgends gesehen, sagt der Kreisradwegewart. Er will das Problem mit Meißens Ordnungsamtschef Markus Renner diskutieren. Für praktische Hinweise und Ideen ist Gramann offen. Zudem sieht er den Bedarf für Aufklärungsarbeit vor allem unter den Radlern. Die wenigsten wüssten, dass der Elberadweg als Fuß- und Radweg angelegt sei. Beide Seiten müssten sich miteinander arrangieren. Radfahrer sollten beim Überholen von Fußgängern mit der Klingel auf sich aufmerksam machen und das Tempo drosseln. Fußgänger wiederum sollten darauf achten, nicht die ganze Breite des Elberadweges zu vereinnahmen. In der Straßenverkehrsordnung gibt es nach Angaben der Radweg-Verantwortlichen das Verkehrsschild Nummer 240, welches auf einen gemeinsamen Fuß- und Radweg hinweist. Ein Schild oder Hinweis mit der Bitte um gegenseitige Rücksichtnahme könne sich ebenfalls als sinnvoll erweisen.

Quelle: Peter Anderson  Irgendwann knallt’s

Mein Standpunkt: Auf kombinierten Rad- und Fußwegen sollte es generell eine Geschwindigkeitsbegrenzung geben. Das sich Radfahrer ggf. an die Geschwindigkeit der Fußgänger anzupassen haben, sollte in die StVO gechrieben werden. Das würde überall Zusatzschilder mit der Aufforderung zur Rücksichtnahme ersparen. Im Gegenzug sollte geregelt werden, dass die benutzungspflicht für Radfahrer auf solchen Wegen entfällt, wenn die Radfahrer (z.B. auch mit E-Bikes schneller als z.B. 20 km fahren. In dem Beitrag Radverkehr im Wandel: Herr Ramsauer schafft Feindbilder statt Leitbilder habe ich dazu Vorschläge gemacht.

Dienstag, 15. Mai 2012

Molenbrücke - Ballhaus Watzke: Wo der Elberadweg keiner ist

Nach der eigentlich schönen Lösung für den Radverkehr über die Molenbrücke endet der Radweg wenige später schon wieder in einem Desaster. Scharen von Radfahrern werden direkt auf die Außenbestuhlung von drei Restaurants "geleitet", müssen sich völlig überraschend den Weg mit Kellnern, Fußgängern und Gaststättenbesuchern teilen. Der Weg wurde hier neu angelegt, 1 m breiter als vorher, der Bedarf ist aber durch die (eigentlich am Radweg ja willkommene) Außenbestuhlung schon mehr als dahin. Da die Radfahrer, die die Gastronomie "annehmen" wollen, am Sperrzaun zur Straßenbahn hin ihre Fahrräder abstellen, geht noch mal ein Meter verloren. Als eigentlicher Gehweg und Fahrbahn bleiben nur noch 1,5 m statt wie vorher drei.
Einziger Lösungsansatz: Gefährdung kenntlich machen, Rücksicht nehmen.
Kein Lösungsansatz: die Außengastronomie verbieten.
svglw. "Am Elberadweg darf auf Probe bewirtet werden" (SZ Dienstag, 8. Mai 2012) und Foto (SZ Samstag, 28. April 2012), das die Situation erkennbar macht.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Gramanns Initiative für eine bessere Beschilderung des Elberadweges- ein Fazit

Vor eineinhalb Jahren hat der ehrenamtliche Kreiswegewart Hans-Jochen Gramann im Landkreis Meißen und darüber hinaus für Furore gesorgt, indem er den Zustand des Elberadwegs und der Beschilderung unter die Lupe genommen hat. Die Frage geht an euch Nutzer: was ist seit dem erreicht worden? Gab es nur Erklärungen oder hat sich wirklich was getan? Lob und Kritik sind hier willkommen - und werden auch weitergeleitet, versprochen!
Hier ein Rückblick auf Gramans Initiative im August 2010 und die damaligen Reaktionen:

Freitag, 6. August 2010 (Sächsische Zeitung): "Schilderchaos auf dem Elberadweg"von Peter Anderson:
Meißens Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann läutet schrill die Fahrradglocke. In einer detaillierten Analyse hat er jetzt erhebliche Mängel am Elberadweg im Kreis Meißen aufgedeckt.

Gramanns Haupt-Kritikpunkt: Lediglich 28 Prozent der Schilder zwischen Landeshauptstadt und Landesgrenze informieren die Radler umfassend. Der Rest führt eher in die Irre, als für Orientierung zu sorgen. Oft sind die Schilder zu klein. Es fehlen Kilometerangaben für Fern- und Zwischenziele. Mitunter sind die nächstgelegenen Ziele zwar angegeben. Das übergeordnete Ziel fehlt jedoch. Ganz zu schweigen von der unendlichen Vielfalt an Schriftarten und Größen bei den Wegweisern.

„Den Arbeitspendlern fällt das in ihrer Routine nicht auf. Für die Fernradwanderer sind aber gut sichtbare, gleichmäßige und detaillierte Schilder entscheidend“, sagt Gramann. Beständig müssten die Radtouristen im Elbland absteigen, um die Wegweiser zu enträtseln oder die Karte zu befragen. Eine durchgängige Fahrt sei über längere Strecken kaum möglich. Das dürfte dem guten Ruf des Radwegs erheblich schaden, der größtenteils auf Mundpropaganda beruht.

Als Ursache des Mangels vermutet Gramann Betriebsblindheit. Absprachen zwischen den Gemeinden gebe es nicht. Offenbar ruhten sich die Verantwortlichen darauf aus, dass der Elberadweg alljährlich zum beliebtesten Fernradwanderweg Deutschlands gewählt wird.

Diese Lorbeeren könnten schnell welken. Sowohl der linkselbische Raum zwischen Klipphausen und Lommatzsch als auch die Dörfer und Städte im sogenannten Elbe-Röder-Dreieck wollen sich vom Millionen Euro schweren Radler-Kuchen gern ein Stück abschneiden. „Dort werden die Schilder aber zentral bestellt, und alles ist genauestens geregelt“, sagt Gramann. Der Elberadweg droht hinter die hohen Standards in den Nachbarregionen zurückzufallen.

Mangelnde Absprachen

Dazu beitragen dürfte auch die fehlende Koordinierung über Kreis- und Stadtgrenzen. „Es soll zwar beim Tourismusverband Sächsische Schweiz eine Verantwortliche für den sächsischen Elberadweg geben“, sagt Gramann. Sie habe aber noch nie zu ihm Kontakt gesucht.

Als weiterer Mangel kristallisiert sich aus Gramanns Elberadweg-Analyse der hohe Anteil an Pflasterstrecken heraus. Es sei weit übertrieben, von einem durchgehenden Asphaltband zu sprechen. Rund 140 Unterbrechungen der Schwarzdecke hat er auf dem Elberadweg links und rechts des Flusses im Kreis Meißen gezählt. Das sind insgesamt 11,6 Kilometer, also zehn Prozent der Gesamtstrecke.

Linkselbisch wurde der Radweg in 2010 bis Riesa fertiggestellt. Mängel gibt es trotzdem. Jochen Gramann wird nicht müde, darauf hinzuweisen.

Peter Anderson kommentiert (Anderson.Peter@dd-v.de):
In enzyklopädischer Form hat Meißens Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann jetzt Stärken und Schwächen des Elberadweges analysiert. Er hat eine Kilometrierung eingeführt, sämtliche Schilder und Pflasterstrecken fotografiert und warnt vor Gefahrenstellen. Gramanns Analyse geht über die reine Kritik hinaus. Er schlägt Verbesserungsmöglichkeiten vor und zeigt Wege aus dem Dilemma auf.

Zum Aufreger wird die Geschichte, weil Gramann mit seiner Analyse Neuland betritt. Auf Sachsens Elberadweg werden die Schilder nicht einheitlich gestaltet, die Unfälle nicht erfasst und ausgewertet. Es gibt kein übergreifendes Qualitätsmanagement. Im 20. Jahr der Einheit stellt sich die Region ein Armutszeugnis aus. So werden die Pfunde verschenkt, mit denen wir eigentlich wuchern sollten.

Was der Elberadweg braucht, ist einen tatkräftigen Koordinator, der seine Entwicklung vorantreibt. Familien mit Kindern würden sich über Hinweise auf Spielplätze an der Strecke freuen. Es fehlen Angaben zu Werkstätten an der Piste. Hier wartet viel Arbeit und vor allem viel Potenzial. 55 Euro geben die Elberadweg-Fahrer bereits jetzt täglich in der Region aus. Es liegt an uns, dass es mehr oder weniger wird.

Reaktion der Tourismusverbände: Montag, 9. August 2010 (Sächsische Zeitung): "Touristiker wollen Elberad- weg verbessern"
Landkreis. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz und Osterzgebirge hat sich der Elberadweg-Initiative des Meißner Kreisradwegewarts Hans-Jochen Gramann angeschlossen. Dieser hatte nach den schlechten Ergebnissen einer Analyse des Radweges im Meißner Bereich verschiedenste Verbesserungen eingefordert. So müssten die Schilder vereinheitlicht, Gefahrenstellen übergreifend gekennzeichnet und überflüssige Pflasterstrecken beseitigt werden. Kritik gab es allgemein auch an einer fehlenden Unfallstatistik für den Radweg.

„Wir als Tourismusverband Sächsische Schweiz fordern schon lange, dass es für die touristischen Wegenetze, insbesondere die Wander- und Radwege ein übergeordnetes Management und eine regelmäßige Qualitätskontrolle gibt“, so Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, in einer ersten Reaktion auf Gramanns Vorstoß.

In seinem Landkreis habe er das Thema schon oft angesprochen, allerdings ohne Erfolg. Die Radwegwarte entlang der Elbe leisteten eine sehr gute Arbeit, so Richter. Immer wieder würden sie Schwachstellen aufdecken und an Landratsamt und Kommunen melden. Diese seien letztlich für die Ausschilderung verantwortlich und müssten aktiv werden. Die Aufgabe des Tourismusverbandes sei es dagegen, den Elberadweg zu vermarkten und das Netzwerk der Tourismus-anbieter zwischen der tschechischen Grenze und Dessau zu managen. In diesem Rahmen betreue der Tourismusverband auch die Internetseite des Radweges und erstelle das Handbuch. (SZ/pa)
Freitag, 27. August 2010 (Sächsische Zeitung): Schilderchaos auf Radweg soll verschwinden von Peter Anderson
Coswig stellt Geld für neue einheitliche Schilder bereit. Dresden würde gern von den Meißner Erfahrungen profitieren.
Coswig hat als erste Stadt im Elbland auf Kritik von Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann an der teils chaotischen Ausschilderung auf dem Elberadweg reagiert. Der zur Sommerszeit übliche Kassensturz sei genutzt worden, um freie Gelder für neue Schilder und Reparatur-Arbeiten zu reservieren. Das sagte jetzt der Coswiger Tourismus-Verantwortliche Toralf Schmollny.

Dieses Problem erkenne die Stadt als das dringlichste unter den von Gramann angesprochenen Kritikpunkten an. Für die Fernradwanderer spielten Stadtgrenzen keine Rolle. Sie müssten sich in Sachsen auf eine einheitliche Beschilderung verlassen können. Wenig Chancen räumt Schmollny dagegen dem Vorstoß ein, schrittweise die im Landkreis Meißen insgesamt 11,6 Kilometer langen Holper- und Pflasterstrecken auf dem Elberadweg zu beseitigen. „Wir haben in Coswig Schulen, wo in einigen Zimmern der Putz von den Wänden bröckelt“, sagt Schmollny. Diese Missstände abzuschaffen, sei derzeit wichtiger, als den Elberadweg zu einer Rennstrecke für Fahrradfahrer auszubauen. An besonders gefährlichen Punkten wie dem Pflasterstück an der Kötitzer Fähre sollte die Stadt allerdings mittelfristig aktiv werden.

Mit großer Deutlichkeit sprach sich Schmollny dafür aus, den Radweg regelmäßig auf Schwachstellen zu untersuchen. Hier habe Kreisradwegewart Gramann Pionierarbeit geleistet. Seine kritische Analyse dürfe nun nicht in der Schublade verschwinden. In Meißen würden sowohl Bauamtsleiter Dirk Herr als auch Ordnungsamtschef Roland Dittmann gern mit der Meißner Elberadweg-Analyse arbeiten. Bisher liege ihnen diese jedoch nicht vor, hieß es gestern aus dem Rathaus. Akuter Handlungsbedarf wird in beiden Ämtern derzeit nicht gesehen. Die Ausschilderung in Meißen orientiere sich an den sächsischen Vorgaben. Für die Pflasterstrecken im Stadtgebiet gebe es triftige Gründe.

Noch mit dem Sichten der Studie beschäftigt sind aktuell verschiedene Ämter im Radebeuler Rathaus. Eine fundierte Reaktion sei deshalb erst in einigen Wochen zu erwarten, sagte gestern Stadtsprecherin Ute Leder.

Das Interesse an der kritischen Radweganalyse aus Meißen geht unterdessen über den Kreis hinaus. In Dresden möchte die Radverkehrsbeauftragte Nora Ludwig gern von den Meißner Erfahrungen profitieren. Gegenüber der SZ sprach sich die Rathausmitarbeiterin dafür aus, den Austausch zwischen den Anliegergemeinden am Radweg zu verstärken.

Diskutiert wird in den mit dem Elberadweg befassten Verwaltungen und Verbänden zudem über ein jüngst immer wieder gefordertes zentrales Qualitätsmanagement für den Elberadweg.

SZ-Informationen zufolge würden die Tourismus-Verantwortlichen im Elbland eine solche Koordinierungsstelle durchaus begrüßen. Sie hätten auch kein Problem damit, diese Stelle beim Tourismusverband Sächsische Schweiz anzusiedeln. Dieser kümmert sich bereits jetzt um die gemeinsame Vermarktung des sächsischen Elberadweges.
Dienstag, 31. August 2010 (Sächsische Zeitung): Schilderchaos auf Radweg verschwindet
von Antje Becker und Peter Anderson:

Bereits im nächsten Jahr soll der Elberadweg zwischen Diesbar-Seußlitz und Zeithain eine einheitliche Beschilderung nach den Vorschlägen von Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann erhalten. Zur Umsetzung des touristischen Radwegekonzeptes für das Elbe-Röder-Dreieck werde ab September eine befristete Personalstelle geschaffen und Fördermittel für die Beschilderung sowie die Anlage von Rastplätzen beantragt, heißt es vom Regionalmanagement. Grundlage dafür sei die Arbeit Gramanns. Der hatte gegenüber SZ die teils chaotische Ausschilderung auf der Strecke kritisiert.

Das nimmt auch die Stadt Coswig ernst. Der Kassensturz sei genutzt worden, um freie Gelder für neue Schilder und Reparatur-Arbeiten zu reservieren, sagte der Tourismus-Verantwortliche Toralf Schmollny. Für die Fernradwanderer spielten Stadtgrenzen keine Rolle, sie müssten sich auf eine einheitliche Beschilderung verlassen können.

Andere Kommunen wie auch Riesa sind dagegen noch mit der Auswertung der Analyse des Kreisradwegewartes beschäftigt. Neue Schilder wird es im Bereich der Elbestadt aber vorerst nicht geben. In Riesa war bereits umfassend beschildert, bevor 2005 die Radverkehrskonzeption des Freistaats mit den neuen Standards kam, so Stadtsprecher Uwe Päsler: „Deshalb nun alle Schilder auszuwechseln, ist schon aus finanziellen Gründen momentan kaum realisierbar.“ Wichtigstes Kriterium sei schließlich die Verständlichkeit und nicht gestalterische Fragen.

Dresden will von Meißen lernen

Wenig Chancen räumen die Kommunen zudem dem Vorstoß Gramanns ein, die im Landkreis insgesamt 11,6 Kilometer langen Holper- und Pflasterstrecken auf dem Elberadweg zu beseitigen. Zum einen habe man derzeit andere Prioritäten wie den Schulbau, heißt es zum Beispiel aus Coswig. Zum anderen ist eine Asphaltierung an manchen Stellen schlicht unmöglich.

Pflasterbereiche gibt es zum Beispiel dort, wo Einmündungen sind oder landwirtschaftliche Fahrzeuge den Elberadweg mitnutzen, sagte Riesa-Sprecher Päsler. Dort würde das Pflaster auch beibehalten.

In Nünchritz werde man künftig verschlissene Abschnitte zwar asphaltieren wollen, so Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). Pflasterstellen werden aber auch hier bleiben – zum Beispiel am alten Bomätscherweg. Dies liege zum einen am Widerstand des Grundeigentümers, biete zum anderen aber auch Touristen die Chance, die historische Grundlage dieses Weges real erlebbar zu machen, so Barthold. Auch an den zwei Treppen, die die Radfahrer in Merschwitz überwinden müssen, werde sich aufgrund von Denkmal- und Hochwasserschutz kurzfristig nichts ändern.
Eines der beliebten Fernziele der Elberadweg-Touristen: die Dresdner Frauenkirche
Das Interesse an der kritischen Radweganalyse aus Meißen geht unterdessen über den Kreis hinaus. In Dresden möchte die Radverkehrsbeauftragte Nora Ludwig von den Meißner Erfahrungen profitieren. Diskutiert wird in den mit dem Elberadweg befassten Verwaltungen und Verbänden zudem über ein jüngst immer wieder gefordertes zentrales Qualitätsmanagement für den Elberadweg.

SZ-Informationen zufolge würden die Tourismus-Verantwortlichen im Elbland eine solche Koordinierungsstelle durchaus begrüßen. Diese Stelle könnte beim Tourismusverband Sächsische Schweiz angesiedelt werden. Dieser kümmert sich bereits um die gemeinsame Vermarktung des sächsischen Elberadweges.